Pedelecs und E-Bikes haben den höchsten durchschnittlichen Verkaufspreis im deutschen Fahrradfachhandel. Kunden sind bereit, für den Mehrnutzen auch zu bezahlen. Eine große Chance für den Handel.
Insgesamt wurden in Europa nach Schätzungen von ExtraEnergy im Jahr 2007 etwa 250.000 Elektroräder verkauft. Dieses Jahr werden die Zahlen deutlich steigen. Dazu tragen unter anderem die Massenmedien bei, die in den letzten Monaten sehr umfangreich und positiv zu diesem Thema berichtet haben. Die Trend- wende, weg vom Fahrrad für Alte und Behinderte, hin zu einer echten Alternative zum Auto für Jedermann war bei den Besuchern auf den Fahrradmessen Eurobike und IFMA besonders deutlich zu spüren – plötzlich standen sie Pedelecs und E-Bikes mit Offenheit und positivem Interesse gegenüber.
Pedelecs: Höchster durchschnittlicher Verkaufspreis Am 4. September 2008 veröffentlichte die deutsche Fachzeitschrift für den Fahrradhandel SAZ eine Recherche, aus der hervorgeht, dass für Pedelecs in Deutschland mehr Geld ausgegeben wird als für jede andere Fahrradgattung. Ein interessantes Statement, denn: Der Kunde bezahlt tatsächlich für den Mehr- nutzen, den ein Elektrofahrrad im Vergleich zu einem herkömmlichen Fahrrad bietet (leichter bergauf und bei Gegenwind, mehr Fahrkomfort, bessere Möglichkeiten für Lasten- und Personentransport). Der durchschnitt- liche Verkaufspreis für Elektroräder in Deutschland liegt bei 1685 Euro; der Vorjahreswert war etwas niedriger bei 1639 Euro.
Andere Fahrradgattungen liegen darunter Die durchschnittlichen Verkaufspreise der anderen Fahrradgattungen 2008 in Deutschland liegen nach Umfrage der SAZ niedriger als bei den Pedelecs:
1523 Euro Vollgeferderte MTB's 1456 Euro Spezialräder 1353 Euro Rennräder 743 Euro Hardtail MTB 702 Euro Trekkingräder 520 Euro All-Terrain Bikes 517 Euro Cityräder 273 Euro Kinder und Jugendräder
Der Preisunterschied wird steigen In seinem Vortrag auf der LEV-Konferenz in Köln am 19. September 2008 griff Hannes Neupert diese Statistik auf: Der Vorsitzende des ExtraEnergy e.V. geht davon aus, dass die Schere zwischen den nicht- elektrischen und elektrischen Fahrradgattungen in Zukunft noch weiter auseinander gehen wird. Auch wenn immer mehr günstige Einsteigerpedelecs zu erwarten sind. Doch auch deren Preisniveau wird so schnell nicht unter 1200 Euro liegen können wenn die Qualität brauchbar bleiben soll. Wie die Recherche auch zeigt, wenden sich die Kunden von Billigprodukten ab und geben für Qualität auch das entsprechende Geld aus.
Handel zufrieden Im Sommer 2008 befragte die SAZ 365 deutsche Fahrradhändler zu ihrer Zufriedenheit mit dem Abverkauf unterscheidlicher Fahrradkategorien. Die Händlerschaft deckt Umsatzstärken von 250.000 bis 5 Millionen Euro Jahresumsatz ab, kann also als repräsentativ für den deutschen Markt gelten. Im Vergleich zu den Vorjahren zeigte sich der Handel insgesamt zufriedener mit dem Verkauf von Pedelecs und E-Bikes. 17% der befragten Händler gaben ihrem Elektroradabsatz ein „sehr gut“. Letztes Jahr waren das nur 12%. Die Note „sehr schlecht“ wurde nun noch von 13% vergeben – im Vorjahr waren es noch 20%. Hier zeichnet sich also ein deutlicher Trend nach oben ab, so die SAZ.
Der Artikel in der Ausgabe Nr. 15 2008 berichtet weiterhin, dass sich auch das Preisgefüge verschoben hat. „Der Konkurrenz zu den Billigdiscounter scheinen die Fachhändler abgeschworen zu haben, denn der Anteil von E-Bikes und Pedelecs im Niedrigpreis- Segment fiel von 18% (2007) auf 6%. Dagegen verkaufen nun 34% der Händler ihre Elektroräder bis 1700 Euro. Für bis zu 2000 Euro werden weitere 31% der E-Bikes verkauft. Durch diese Preisverlagerung konnte auch der durchschnittliche Verkaufspreis von 1639 (2007) auf 1685 Euro angehoben werden.“
Gewinner und Verlierer im Handel Basierend auf der Analyse der SAZ zieht Herr Neupert den Schluss, dass Fahrradhändler, die das Pedelec an sich vorbeiziehen lassen, mit starken Umsatzeinbußen rechnen müssen. Händler, die sich dagegen als Exper- ten für Elektroräder einen Namen machen, haben die einmalige Chance, ihren Umsatz zu steigern und höhere Profite einzufahren.
Enorme Chance für den Handel Das sollte sich lohnen, wenn die Stückzahlen wirklich so steigen, wie ExtraEnergy prognistiziert. Für das Jahr 2018 geht ExtraEnergy davon aus, dass zwischen 1,5 und 3,25 Millionen Pedelecs pro Jahr verkauft werden – und das alleine in Deutschland. Da muten die 120.000 Pedelecs, die schätzungsweise dieses Jahr in Deutsch- land verkauft werden, eher mager an. Die Industrie feiert sie jedoch als Erfolg – zurecht, wenn man nur wenige Jahre zurückdenkt. Fachmagazine wie Bike Europe sprechen vom Durchbruch, der an die Umsätze des Mountainbike-Booms erinnert. Wenn man jedoch das oben genannte Potenzial als Ausgangspunkt nimmt, ist dies erst der Anfang einer neuen Fahrzeugkategorie die eine enorme Chance für den Fachhandel bietet.
ExtraEnergy versucht unter anderem mit Veranstal- tungen wie der Händlerschulung auf der IFMA 2008 den Fahrradfachhandel für dieses Thema zu sensibilisieren und mit wichtigen Informationen für den erfolgreichen Verkauf auszustatten.
Statistiken zu Durchschnittspreisen und Verkaufsnoten
19. Oktober 2008
|